Susanne Bilz
Styling for Business, Dress Codes und Fußball

Immer wieder kommt im Zusammenhang mit Styling for Business das Thema Dress Codes auf. Bei der Einladung zu einer großen Festlichkeit ist das meist eine willkommenen Herausforderung, Kleidervorschriften die täglich von Seiten der Unternehmensführung gelten, werden dagegen oft als Eingriff in die Persönlichkeit empfunden.
Nicht ganz einfach hierzu den richtigen Rat zu geben und zu erklären, wie sich diese Vorschriften geschickt ‚dehnen‘ lassen.
Ein wunderbares Beispiel, wie es funktioniert begegnete mir kürzlich wieder mal beim Fußball.
Meine Liebe zum Fußball ist schon sehr alt. Als kleines Mädchen mit meinem Vater im Stadion wunderte ich mich wie ein sonst sehr besonnener Mann derart laut diskutieren und wild gestikulieren konnte. Später dann als Teenager mit Fan-Schal und Currywurst regelmäßig auf dem Betze, super war das. Mit dem Eintritt in die Modewelt war’s vorbei mit Fußball. Für Modeleute war Fußball total uncool, von wegen elf Männer jagen einen Ball, eigentlich sind es 22 Männer. Ich hielt meine Liebe fortan ‚geheim‘ und konzentrierte mich auf die großen Turniere. Die waren immerhin salonfähig.
Mit meinem Wechsel aus der Mode in die Fertigungsindustrie gab es wieder Platz für Fußball und ich begann diesen Mannschaftssport noch aus einer ganz anderen Perspektive heraus zu sehen. Vieles war direkt übertragbar auf die Führungsaufgabe in einem mittelständischen Industrieunternehmen und ich ließ mich inspirieren. Ähnlich wie beim Trainerstab einer Fußballmannschaft kommt es auch in den Unternehmen auf die Stärke und Integrationskraft der Führungsebene an. Sie steht außerhalb des Spiels und lenkt es trotzdem durch geschickte Aufstellung, durch gute Taktik und letzten Endes durch großes Vertrauen. In einer guten Mannschaft stimmt die Zusammensetzung, es braucht sowohl spielerische Intelligenz als auch Willenskraft und Durchhaltevermögen.
Und ähnlich wie die Siege und Trophäen im Fußball braucht ein Mitarbeiterteam immer wieder Motivation und eine klare Zielsetzung. Und ich wage zu behaupten, dass kein einziger der Beteiligten im Falle eines großen Sieges oder einer Niederlage zuallererst an Geld denkt. Auch da gibt es Parallelen zum richtigen Leben eines Unternehmens.
Fußball ist für mich ein Musterbeispiel für gelungenen Integration und Diversität (zumindest für die Dauer des Spiels).
Aber was zur Hölle hat das nun alles mit Dress Codes und Business-Styling zu tun?
Nun, Fußball liefert auch hierzu wieder eine Inspiration aber sie ist mir erst kürzlich beim Europacup Endspiel zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers so wirklich klar geworden.
Fußballspieler haben einen strikten Dress Code, in diesem Fall ist es das Mannschaftstrikot, und niemand kann sich dem widersetzen. Dieses Trikot regelt die Zugehörigkeit und grenzt von der gegnerischen Mannschaft ab. Und trotz der strikten Vorgaben gibt es kleine Freiheiten, die die Spieler für sich nutzen können.
Zunächst sind das kleine Varianten beim Trikot selbst, dann bei der Länge und Art der Stutzen und am auffälligsten sind die unterschiedlichen Schuhe. Die größte Freiheit liegt bei Haut und Frisur, d.h. Tattoos all over oder partiell und phantasievollste Frisuren. Es ist offensichtlich, dass jeder Spieler für sich ein ganz persönliches Statement abgeben will.
Ich weiß nicht, ob es immer so ist, aber in diesem Endspiel ist mir zu ersten Mal bewusst geworden, dass die Spielweise der einzelnen Spieler sehr deutlich im Zusammenhang mit dem persönlichen Look zu stehen scheint. Die Art sich zu bewegen, die Mimik, der Einsatzwille passte meist genau zum Erscheinungsbild, also die bestmöglichen Symbiose von Persönlichkeit und Look.
Und genau hier schließt sich der Kreis zu einem gelungenen Business-Styling. Im Business-Kontext sind die Regeln natürlich selten so eng gefasst wie im Mannschaftsport aber auch hier geht es um das Setzen der persönlichen Note, das geschickte Verwenden von Stilmitteln, die der eigenen Persönlichkeit entsprechen und diese klar zum Ausdruck bringen.
Und dabei sollte uns bewusst sein, dass die Chancen, in einem sehr homogenen System eine persönliche Note sichtbar zu machen ungleich größer sind, als das in einer sehr freien Umgebung möglich ist. Dort ist die Anstrengung, die Du unternehmen musst um Dich jederzeit abzugrenzen weitaus umfangreicher.
Und wenn ich als Frau in einer Männerdomäne gelandet bin und der Dresscode eigentlich Anzug, Hemd Krawatte lautet, dann würde ich als Frau doch hin und wieder einfach mal eine Krawatte tragen. Sofort wird sich jeder an mich erinnern. That’s for sure!
Und auch hier gilt: sei einzig - nicht artig!